Pirmasenser Erklärung

„Waldumbau und Jagd im Klimawandel“

Resolution aus der Tagung des Präsidiums, des Vorstandes und
der Kreisgruppen des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V.
am 13. November 2019 in Pirmasens

 

Unsere Wälder sind unverzichtbar für das Klima, den Erosions- und Wasserschutz, die Erholung und als Lieferant des ökologischen Rohstoffes Holz. Zudem sind Wälder von unverzichtbarer Bedeutung für unsere Wildtiere und den Schutz der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen insgesamt.

Die aktuellen wirtschaftlichen und ökologischen Waldschäden, verursacht durch Trockenheit und Borkenkäfer, sind gravierend. Der Auf- und Umbau der Wälder hin zu einer vielfältigeren und dem Klimawandel besser angepassten Artenzusammensetzung bieten eine Chance für die Natur, die es zu nutzen gilt.

Die Jagd trägt durch die Regulierung der Wildbestände ganz wesentlich zu einer naturnahen Waldentwicklung bei. Die Jägerinnen und Jäger in Rheinland-Pfalz erlegen derzeit jährlich rund 100.000 Rehe und Hirsche. Sie investieren so neben der Schwarzwildjagd (mit zusätzlich bis zu 88.000 erlegten Wildschweinen) in erheblichem Umfang Zeit und Geld. Dieser persönliche Einsatz dient der Erreichung der mit den Grundeigentümern und Jagdbehörden vereinbarten oder festgesetzten Abschussziele.

Die derzeitige Diskussion ist bundesweit geprägt von einseitigen Forderungen nach deutlich steigenden Tötungen der Wildtiere, die durch ihr Nahrungsverhalten Einfluss auf die Waldvegetation haben könnten. Der Ausspruch „Wald vor Wild!“ beschreibt die Kernforderung der Forstwirtschaft und weist damit allein der Jagd die Verantwortung zu. Die Zusammenhänge von Wald und Wild sind jedoch deutlich komplexer und erfordern eine Betrachtung vieler in der Öffentlichkeit kaum beachteter Faktoren.

Vor diesem Hintergrund verfolgen wir, der Vorstand und die 24 Kreisgruppenvorsitzenden als die Vertretung von rund 18.600 Jägerinnen und Jäger in Rheinland-Pfalz, folgende Positionen:

 

  1. „Wald mit Wild“ wird einer naturnahen Entwicklung unserer Waldökosysteme gerecht. Das Wild ist nicht der Sündenbock für eine örtlich nicht standortgerechte, artenarme Waldwirtschaft.
  1. Wir fordern den Aufbau ökologisch leistungsfähiger Wälder – die Stärkung der Biodiversität in den Wäldern hat gerade jetzt eine neue Chance.
  1. Die öffentlichen Finanzmittel zur Waldhilfe müssen über die Forstanpflanzungen hinaus in die Artenvielfalt, in Wildäsungsflächen, Jagdschneisen und die jagdliche Infrastruktur investiert werden.
  1. Die Jagdpolitik darf sich nicht alleine an den Interessen der Forstwirtschaft und der Waldbesitzer orientieren, sondern muss verstärkt aktuelle wildbiologische Erkenntnisse und ökologische Zusammenhänge in ihre Vorgehensweise miteinbeziehen.
  1. Ziel des Wildmanagements muss es sein, Waldschäden durch z.B. folgende Maßnahmen zu vermeiden:
  • effiziente und störungsarme Jagdausübung, insbesondere auch von Rehwild im Wald nach vor Ort abgestimmten Jagdkonzepten
  • Planung von Jagdschneisen und Investitionen in die jagdliche Infrastruktur
  • Umsetzung aller Möglichkeiten der Äsungsverbesserung (z.B. Wildwiesen, artenreiche Sukzessionsflächen, naturnahe Waldränder)
  • Einrichtung von Wildruhezonen und Steuerung der Freizeitnutzung im Wald
  1. Gegebenheiten, die die Jagdausübung erschweren, müssen erkannt und wo immer möglich verbessert werden – die Jagd bedarf der gesellschaftlichen Akzeptanz:
  • die ganztägig intensive Freizeitnutzung sowie der Freilauf der Hunde bedürfen zum Schutz des Waldes der Steuerung
  • Behörden, Polizei und Gesellschaft müssen die Jagd unterstützen z.B. im Rahmen von revierübergreifenden Bewegungsjagden
  • der verstärkte Genuss von Wildfleisch aus der Region sollte den Einsatz der örtlichen Jägerschaft honorieren
  1. Eine neue Qualität der Zusammenarbeit von Jagdrechtsinhabern, Jägern und Förstern auf den Waldumbauflächen muss planmäßig organisiert und umgesetzt werden. Gegenseitiges Verständnis und Offenheit sind das Gebot der Stunde.
  1. Wir brauchen Jägerinnen und Jäger, die etwas vom Wald verstehen und Forstleute, die etwas vom Wild verstehen. Wir plädieren für eine gemeinsame Aus- und Weiterbildungsinitiative.

Pirmasens, den 13. November 2019

(Eine vertiefende Darstellung finden Sie im Positionspapier des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. „Waldschäden und Waldwandel durch Klimastress – eine gemeinsame Herausforderung für Waldbau und Jagd“)

Pirmasenser Erklärung „Waldumbau und Jagd im Klimawandel“