
Brauch: v. althochdt. Bruh = Nutzen
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“, erklärte einst der englische Staatsmann Thomas Morus.
So verhält es sich auch mit dem jagdlichen Brauchtum, das bereits so alt ist, wie die Jagd selbst, und das bis heute einem ständigen Wandel überworfen ist. Gewohnheiten und Verhaltensweisen ändern sich mit dem technischen Fortschritt, den gesetzlichen Erfordernissen oder auch mit dem veränderten ästhetischen Empfinden der Gesellschaft.
Dennoch haben bis heute das Jagdhornblasen, die Jägersprache oder andere Traditionen ihren festen Platz und ihre Bedeutung im täglichen Jagdbetrieb.
Für die einen ist jagdliches Brauchtum ein überflüssiges, romantisch verklärtes Anhängsel mit zum Teil nationalsozialistischen Wurzeln. Für die anderen ist Jagen ohne die jagdlichen Bräuche nicht vorstellbar.
Unsere moderne Jagd fordert ein hohes Maß an Fachwissen und handwerklichem Können. Die praktische Jagdausübung enthält darüber hinaus Elemente einer langen und bewährten Tradition, die einen waidgerechten Umgang mit dem Wild beinhalten.
Die ethischen Grundsätze, die sich in den Sitten und Gebräuchen der Jäger widerspiegeln, sollte jeder Jäger kennen und verinnerlichen. Erst durch die Anwendung unserer jagdlichen Sitten und Gebräuche, bei der Jagdausübung und dem jagdkulturellen Umfeld, entsteht letztlich erst etwas, was wir Jäger heute unter Jagd verstehen.
Dadurch unterscheidet und distanziert sich die Jagd für alle deutlich von einer Reduzierung auf einen ausschließlich dem reinen Nützlichkeitsprinzip unterworfenen Tötungsvorgang. Brauchtum, das nicht mit Leben gefüllt wird, zerfällt. Eine Gefahr für das Brauchtum entsteht auch dann, wenn ihre Formen sich verselbstständigen und deren ursprünglicher Sinn verloren geht. ”Vernunft wird zu Unsinn, Wohltat zur Plage” (J.W. Goethe).
Daher ist es wichtig, dass der jagdliche Brauchtum im Rahmen der Jägerausbildung einen hohen Stellenwert bekommt.
Lesen Sie hier über die Traditionen der Jagd in Rheinland-Pfalz und in den Kreisgruppen des LJV.
Landesobmann für das jagdliche Brauchtum:
F. J. “Josi” Becker
Telefon: 0171 266 70 89
E-Mail: josi.becker@gmx.net
Teil des jagdlichen Brauchtums ist das Jagdhorn, was als Signalinstrument während Gesellschaftsjagden genutzt wurde und teilweise bis heute genutzt wird.
Zudem rahmt das Spiel des Jagdhorns Jagden ein oder begleitet auch Hubertusmessen.
Der Landesbläserwettbewerb wird jährlich an wechselnden Örtlichkeiten veranstaltet.
Landesbläserwettbewerb 2025 in Kaiserslautern
Am 18. Mai 2025 findet der der nächste Landeswettbewerb im Jagdhornblasen des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. im Volkspark in Kaiserslautern statt.
Bundesbläserwettbewerb 2025 in Eichenzell (Fulda)
Der Bundesbläserwettbewerb wird alle zwei Jahre ausgetragen. Der nächste DJV-Bundeswettbewerb findet am 14. und 15. Juni 2025 in Eichenzell bei Fulda statt.
Rückblick
Bläserordnung
Hier finden Sie die Vorschriften, nach denen die Richter auf Jagdhornbläserwettbewerben werten.
Bläserordnung
Verstehen Sie Jäger?
Die Jägersprache verfügt über einen sich seit dem späten Mittelalter sich ständig erweiterten und verfeinernden Wortschatz. Im Gegensatz zur Fachsprache, die mit der Jagdtechnik wuchs und sich wandelte, blieb die Jägersprache als ein unabhängiger, standessprachlicher Wortschatz , der im Laufe der Zeit entwickelt wurde, von jener Wandlung unberührt. Ernst von Dombrowski führt einen Wortschatz von mehr als 6000 Worten an, von denen heute noch die Hälfte angewendet und verstanden werden.
Im Hochmittelalter entstanden Jagdhoheiten, die die freie Jagdausübung stark einschränkten und die Schaffung eines Berufsjägerstandes notwendig machten.
Die besondere Stellung der Berufsjäger als Spezialisten auf dem Gebiet der Jagd förderte die Entstehung einer Fach- und Standessprache, die zur Festigung und Bewusstmachung ihrer besonderen sozialen Stellung beitragen sollte und zur Abgrenzung gegenüber Bürgern, Bauern und Jägern, denen nur die niedrige Jagd gestattet war, diente. Unterlagen belegen, dass bereits im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert eine vollentwickelte Standessprache genutzt wurde.
Das damalige Selbstverständnis sah sogar eine Bestrafung bei Verstößen gegen die Sprachregelungen – als grobe Missachtung des Standesbewusstseins – vor, die uns heute noch als „Pfundegeben“ oder „Waidmesserschlagen“ bekannt sind.
Das allgemeine Hornsignal „Blattschlagen“ (Merktext: …gebt die Pfunde ihm…), zeugt noch heute davon. Es sollte aus diesem Grund nicht beim Jägerschlag gebla-sen werden, weil es als Strafe nicht zu dieser Zeremonie passt.
Einige Beispiele aus der Jägersprache:
Ansprechen:
Wild nach Art, Geschlecht, Alter und Zustand zu identifizieren.
Äser:
Maul des wiederkäuenden Haarwildes. Mit dem Äser wird die Äsung, das heißt die Nahrung, aufgenommen.
Blattzeit:
Paarungszeit beim Rehwild. Der Name leitet sich davon ab, dass der Jäger Mithilfe eines Buchenblatts die Lautäußerung des weiblichen Rehs nachahmt und dadurch den Bock anlockt.
Bruch oder Bruchzeichen:
dies sind Zeichen, die von Jägern zur gegenseitigen Verständigung verwendet werden; dabei werden belaubte bzw. benadelte Zweige bestimmter Baumarten in charakteristischer Form, Größe und Anordnung hinterlassen und können von anderen Jägern ihrer Bedeutung entsprechend erkannt werden.
Decke:
Fell von Schalenwild (beim Schwarzwild: Schwarte).
Einstand:
ein Rückzugsgebiet für Wildtiere, die diese zum Schutz oder als Ruheraum aufsuchen.
Feistzeit:
Phase vor der Paarungszeit – sie dient Hirschen bzw. Rehböcken dazu, sich für die folgende kräfteraubende Zeit Fettreserven zuzulegen.
Lichter:
Augen des Schalenwildes.
Löffel:
Ohren des Hasen oder Kaninchens.
Malbaum:
Baum, an dem sich Wild zur Körperpflege reibt.
Sasse:
Lager des Hasen
Teller:
Ohren des Schwarzwildes.
Windfang:
Nase des wiederkäuenden Schalenwildes.
Bruchzeichen
Die Bruchzeichen dienten und dienen der Verständigung der Jäger untereinander, sie sind die „Zeichensprache“ der Jäger und so alt wie die Jagd selbst. Schon damals verständigten sich die Jäger damit untereinander oder schmückten sich und ihre Hunde sowie das erbeutete Wild mit Brüchen. Jeder Bruch ist anders geformt, teilweise befegt oder blank und hat somit eine eindeutige Funktion.
Brüche werden in der Regel den gerechten Baumarten Eiche, Kiefer (auch Latsche und Zirbelkiefer), Fichte, Weißtanne und Erle entnommen. Die Brüche werden gebrochen, nicht geschnitten.
Es widerspricht nicht dem Brauchtum, wenn ein Anschussbruch mit anderen Materialien verbrochen wird, falls keine gerechten Brüche vorliegen. Hier zählt allein der Tierschutzgedanke.
Verständigungsbrüche:

Hauptbruch:
Bedeutung: Achtung!
Er ist mindestens armlang und befegt, um ihn auffälliger zu machen und besser von durch Wind abgebrochenen Zweigen unterscheiden zu können. Er kann aufgehängt oder auf den Boden abgelegt werden. Er wird mit anderen Zeichen kombiniert.

Leitbruch:
Bedeutung: Folge mir.
Er soll hinführen, er fordert zum Folgen auf. Er ist halbarmlang und befegt. Seine gewachsene Spitze zeigt in die Richtung, in der man folgen soll.

Anschussbruch:
Bedeutung: Hier ist etwas passiert.
Er ist von großer Bedeutung für eine Nachsuche, er markiert den Anschuss für den Hundeführer (hier zusätzlich mit roten Flatterband aus signalroten Papierstreifen versehen). Er wird meist kombiniert mit einem Fährtenbruch. Er wird mit dem gebrochenen Ende aufrecht in den Boden gesteckt, damit er auch nach Sturm- oder Schneeeinwirkung wiedergefunden wird. Er sollte mindestens die Länge eines Leitbruchs aufweisen. Der Anschussbruch wird nicht verfegt.

Standortbruch:
Bedeutung: Hier ist Dein Platz.
Er kennzeichnet bei Gesellschaftsjagden den Standort des jeweiligen Schützen. Der Standortbruch ist ein unbefegter halbkahler Bruch, d.h. die unteren Zweige werden entfernt, er ist armlang und wird in die Erde gesteckt. Er wird kombiniert mit einem Hauptbruch, dessen gewachsene Spitze die Richtung der Folge angibt.

Fährtenbruch:
Bedeutung:
Er dient der Unterstützung des Hundeführers bei einer Nachsuche. Ein halbarmlanger, unbefegter Bruch wird auf den Boden in Fluchtrichtung des Wildes abgelegt. Beim männlichen Stück mit dem gebrochenen Ende, beim weiblichen Stück mit der gewachsenen Spitze. Um Missverständnisse auszuschließen, wird der Fährtenbruch zusätzlich geäftert (kleiner Querbruch am Ende des Zweiges.

Wartebruch:
Bedeutung: Warte hier.
Der Wartebruch dient der Verständigung der Jäger. Zwei unbefegte armlange Brüche werden überkreuzt auf den Boden abgelegt (links). Wird das Warten auf-gegeben, werden an beiden Zweigen die Äste entfernt und dann wieder überkreuzt abgelegt (rechts).

Warnbruch:
Bedeutung: Hier droht Gefahr.
Er besteht aus einem bis auf die Spitze entzweigten und befegten Zweig, der rund zu einer „Schlinge“ zusammengebogen wird. Er wird in der Regel in Augenhöhe aufgehängt und soll auf Gefahren aufmerksam machen.
Streckenbrüche:

Inbesitznahmebruch:
Er zeigt an, dass der Erleger ein Stück in Besitz genommen hat. Darüber hinaus hat er eine symbolische Bedeutung und stellt eine ehrende Geste des Jägers dem Wild (nur Schalenwild) gegenüber dar. Das Stück wird auf die rechte Seite gestreckt und der Bruch auf den Wildkörper abgelegt. Beim männlichen Stück zeigt das gebroche-ne Ende zum Haupt, beim weiblichen umgekehrt.

Letzter Bissen:
Dem männlichen Stück wird ein Bruch in den Äser / Gebrech gegeben. Dieser Brauch stammt aus der Frühzeit und soll eine symbolische Versöhnung mit dem erlegten Tier, dessen Seele, dessen Geist und Gott bedeuten.

Schützen-/ Erlegerbruch:
Er wird heutzutage für jedes erlegte Stück Schalenwild überreicht. In vielen Revieren ist es üblich, auch für einen Fuchs einen Bruch zu überreichen. Auch für die Erlegung eines Auer- und Birkhahns oder eines Murmeltiers ist es üblich, einen Bruch zu verteilen.
Der Erlegerbruch wird zunächst mit dem Schweiß des erlegten Stückes gefärbt und dann vom Jagdleiter oder im Falle eines bei einer Nachsuche zur Strecke gekommenen Stücks vom Hundeführer auf seinem Hut oder Waidblatt mit einem Waidmannsheil dem Schützen überreicht. Der Schütze bedankt sich mit Waidmannsdank und steckt den Bruch an die rechte Seite seines Huts. Er gibt dem Hundeführer einen Teil des Bruches zurück, der davon wiederum seinem Hund einen kleinen Hundebruch abzweigt und den Rest an die linke Seite seines Huts steckt.
Der Jägerschlag
Der erste Schlag soll Dich zum Jäger weih`n
Der zweite Schlag soll Dir die Kraft verleih`n,
zu üben stets das Rechte
Der dritte Schlag soll Dich verpflichten,
nie auf die Jägerehre zu verzichten
Der Jägerschlag gehört zu den jüngeren jagdlichen Bräuchen und stellt im Leben eines Jägers den Punkt dar, wo er sein stilles Versprechen, in Zukunft anständig nach den Regeln der Waidgerechtigkeit zu jagen, abgibt und danach in die Reihen der Jägerschaft aufgenommen wird.
Dem Jägerschlag wird eine kurze Rede durch den Brauchtumsobmann vorangestellt, in der er versucht, noch einmal die sogenannten Jungjäger für ihre neue Verantwortung gegenüber dem Wild, Wald und Mitmenschen zu sensibilisieren und auf Gefahren im Zusammenhang mit der Jagd hinweist.
Im Anschluss erhalten die Jungjäger zu dem Vers drei leichte Schläge mit dem Hirschfänger auf die linke Schulter und werden mit Handschlag in die Reihen der Jäger aufgenommen und mit Waidmannsheil zum ersten Mal von Jäger zu Jäger begrüßt. Sie erwidern ab nun den Gruß als Jäger auch mit Waidmannsheil.
Die Hubertuslegende
Die Legende des Hl. Hubertus existiert in unterschiedlichsten Versionen und Interpretationen. Auch ist sie eng verknüpft mit anderen Legenden, die allesamt das gleiche Motiv erzählen: Der wilde Jäger, dem Gott sich auf der Jagd offenbart (Vision) und der fortan geläutert und mit einem neuen Verständnis des Mitgeschöpfes Tier sein Leben und Handeln ändert.
Die Legende ist nicht an den christlichen Kulturkreis gebunden – auch im asiatischen Raum und im Orient sind ähnliche Überlieferungen bekannt. Sie alle zeugen vom kulturübergreifenden und verbindenden Element der Jagd.
In Diethard H. Klein (Hrsg.), “Das Große Hausbuch der Heiligen”, Berichte und Legenden, München 2000, wird die Hubertuslegende wie folgt berichtet:
“Als einst Hubert an einem Karfreitag mit seinem lauten Tross zur Jagd zog, warnte ihn seine Gattin und flehte ihn dringend an, den ernsten Todestag des Herrn nicht zu entweihen. Er schien von der liebevollen Warnung seiner frommen Gattin gerührt, dennoch siegte die Jagdlust. Mit seinem zahlreichen Gefolge sprengte er durch Wald und Busch, durch Wiesen und Gründe und verfolgte einen prächtigen Hirschen. Als er demselben nahe kam und schon den Bolzen nach dem Tiere abdrücken wollte, bleibt dasselbe plötzlich stehen, wendet sich nach dem Jäger, und mitten in seinem Geweih erscheint ein strahlendes Kreuz. Eine klagende Stimme ertönt: ‘Hubertus, ich erlöste dich und dennoch verfolgst du mich!’
Hubert erbebte, warf sein Geschoß von sich und flehte innig zu Gott um Erbarmen. Darauf baute er sich eine Hütte aus Baumzweigen und Schilf und führte, von der Welt geschieden, in stiller Waldeinsamkeit ein bußfertiges, abgetötetes Leben.”
Weitere Informationen finden Interessierte unter:
www.int-st-hubertus-orden.de
Anmerkungen:
Wenn uns die Legende vom hl. Hubertus berichtet, dass ihm in einer Zeit, als keinerlei Vorschriften und Gesetze die Jagd regelten und den Tieren unmäßig nachgestellt wurde, bei der Verfolgung eines Wildtieres der Erlöser erschienen sei und er hierauf der Jagd abgeschworen habe, dann erkennen wir sehr leicht, worum es den Autoren bei der Erzählung ging: Es soll verdeutlicht werden, dass alles Streben nach Macht, Genuss, Erfolg und Reichtum nicht das wirkliche Leben des Menschen ausmacht, sondern an seinen eigentlichen Aufgaben vorbeigeht.
Die Hubertuslegende erinnert in ihrem ersten Teil daran, wohin ein Mensch geraten kann, der sich in seinen Möglichkeiten und Privilegien verliert. Der Hubertusgottesdienst und diese alte Legende sollte für uns Jäger Anlass sein, über die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung neu nachzudenken.
Wir Jägerinnen und Jäger brauchen ein ganz besonderes Gespür für unsere Verantwortung. Denn unser Handeln ist unumkehrbar. Wenn wir uns das Beispiel des Hubertus vor Augen führen, dann sehen wir: Gesellt sich dem bewusst herbeigeführten Tod eines Mitgeschöpfes nicht so etwas wie ein wichtiger Grund, ein Sinn zu, dann bleibt dessen Tod sinnlos. Die heutige moderne Jagd ist im Gegensatz zur Feudaljagd vergangener Jahrhunderte einem Sinn verschrieben. Sie ist kein Privileg zum Zeitvertreib. Die Jagd ist verantwortliches und notwendiges Handeln.