Ganz im Zeichen des 75jährigen Jubiläums stand der diesjährige Landesjägertag. Hatten sich die Gründungsväter des Landesjagdverbandes (LJV) damals noch in Bingen eingefunden, um die Jäger des Landes zu vereinen und eine Stimme zu geben, so fand die Festveranstaltung dieses Mal in der Landeshauptstadt im prunkvollen Mainzer Schloss statt.
Doch nicht nur das Jubiläum drückte der Versammlung der 20.000 organisierten rheinland-pfälzischen Jäger ihren Stempel auf, sondern auch die kontroverse Diskussion um die anstehende Novellierung des Landesjagdgesetzes – kein Wunder, denn die Gratulanten aus allen im Landtag vertretenen Parteien nutzten die Bühne.
In seiner Begrüßungsrede schlug der Präsident des LJV Dieter Mahr den Bogen von 1949 zu heute, auch um deutlich zu machen, wie wichtig es sei, das Gründungsmotto der Einigkeit weiter zu beleben, um gerade jetzt „für die Akzeptanz der Jagd zu werben und an dem komplexen Gesetzgebungsverfahren mit Expertise mitzuwirken, um die jagdlichen Rahmenbedingungen der Zukunft im Sinne von Naturschutz und Wild zu gestalten.“
Auch der Oberbürgermeister der Stadt Mainz Nino Haase gratulierte als Hausherr und verwies auf die Bedeutung der Jagd -nicht zuletzt als Lieferant für schmackhaftes und gesundes Wildbret.
Besonders gespannt waren die anwesenden Jäger auf die Jubiläumsansprache der für die Jagd zuständigen Ministerin Kathrin Eder (Grüne). Ihr Ministerium hatte sich in jüngster Vergangenheit mit einem im Alleingang von der Forstbehörde erstellten Jagdgesetzentwurf den Unmut nahezu aller betroffenen Verbände aus Jagd, Naturschutz, Landwirtschaft und nachgeordneten Behörden zugezogen. In der Konsequenz hatte sie dann doch im „zweiten Anlauf“ die Expertise der betroffenen Verbände, insbesondere des LJV, in zahlreichen Gesprächen eingeholt. In ihrer Rede thematisierte sie mehr die Klimakrise als das Thema Jagdgesetz, da sich ihr Haus erst detaillierter am 11.6. zu diesem äußern werde. Positiv wurde von den Jägern jedoch vermerkt, dass sie sich zu Wald und Wild bekannte – ein Motto, welches im bislang vorliegenden Entwurf nicht erkennbar gewesen war.
Als Fraktionssprecher der CDU hielt sich Gordon Schnieder dann auch nicht mit seiner Kritik am Entwurf und dem ignoranten Umgang mit den Jägern und deren Fachwissen zurück. Noch heftiger in dieselbe Kerbe schlug Dr. Joachim Streit von den Freien Wählern. Mit den Stimmen seiner Partei werde es weder ein Jagdgesetz gegen die Jagd, noch eine Aushöhlung des Jagdrechts, noch eine Verschärfung des Waffengesetzes geben. Auch im Umgang mit dem Wolf muss es endlich zum Wohle der Weidetierhalter Regulationsmöglichkeiten geben. Bemerkenswert, dass sich Marco Weber (jagdpolitischer Sprecher der FDP) – immerhin Mitglied der Regierungskoalition – auch nicht jeder Kritik enthielt. Die Stimmen der FDP werden aber zwingend zur Verabschiedung des kommenden Gesetzes gebraucht…. Er betonte, dass die Jagd ein unverzichtbarer Partner für die Landwirtschaft sei und diese Partnerschaft nicht gefährdet werden dürfe. Hier spielte er vor allem auf die Rolle des Kreisjagdmeisters an, dessen gegenwärtige Rolle für die FDP nicht verhandelbar sei.
Dann kam es zu einem außerplanmäßigen, aber bewegenden Tagesordnungspunkt: Nach einer Laudatio seines Präsidiums erhielt LJV-Präsident Dieter Mahr sichtlich gerührt die Goldene Verdienstnadel des LJV vom DJV Präsidenten Helmut Dammann-Tamke überreicht.
Die Schlussworte des Festaktes waren dann dem DJV-Präsidenten vorbehalten. Einmal mehr betonte er vehement, dass die deutschen Landesjagdverbände geschlossen hinter dem LJV stehen: „Ihr habt eine eindrucksvolle Kampagne gegen den unfassbaren Entwurf durchgeführt. Wenn die Roten Linien überschritten werden, dann besetzen wir die Rheinbrücken!“
Seine Rede brachte ihm stehende Ovationen ein.
Im weiteren Verlauf des Festaktes durfte unser Vizepräsident Kurt Schüler die Festschrift vorstellen. Dazu lud er einige Zeitzeugen auf die Bühne ein, um von Ihren Erfahrungen aus der Geschichte des LJV zu berichten. Es berichteten Erhard Bäder und Hans-Otto Spitznagel. Im Publikum war der ehemalige langjährige Geschäftsführer Rainer Eppelmann anwesend.
Die anschließende Delegiertenversammlung entlastete den Vorstand einstimmig und informierte die Delegierten über das notwendige, aber kostenaufwändige Vorhaben des Ausbaus der Geschäftsstelle und Bildungszentrums in Gensingen. Hier wolle und müsse man das Zentrum der rheinland-pfälzischen Jagd festigen.
Mit großer Spannung erwarten die Jäger Rheinland-Pfalz nun die Vorstellung des neuen Landesjagdgesetzes. Werden die vom LJV gesetzten „Roten Linien“ akzeptiert oder kann sich die grüne Ministerin auf einen „Heißen Sommer“ gefasst machen?
Rüdiger Klotz