Invasive Arten breiten sich weiter aus

Die Ausbreitung der invasiven Arten Waschbär und Nilgans in Rheinland-Pfalz schreitet weiter voran. Im Jagdjahr 2020/21 (1. April 2020 bis 31. März 2021) kamen mit 1.387 Waschbären rund 15 Prozent mehr dieser ursprünglich aus Nordamerika stammenden Kleinbären zur Strecke, als im Jagdjahr 2019/20. Bei der Nilgans stieg die Jagdstrecke 2020/21 auf 2.510 Gänse. Das sind ca. 14 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

In den waldreichen Landkreisen im Norden von Rheinland-Pfalz wurden die höchsten Jagdstrecken dieser invasiven Art erzielt. Mit 222 Waschbären steht der Eifelkreis Bitburg-Prüm auf Platz eins der Waschbär-Strecke 2020/21. An zweiter Stelle kommt der Westerwaldkreis mit 218 Waschbären, gefolgt vom Landkreis Altenkirchen mit 216 Individuen.

Doch auch in der südlichen Landeshälfte stiegen die Zahlen deutlich an. Im Landkreis Mainz-Bingen stieg innerhalb eines Jagdjahres die Waschbär-Strecke von 18 auf 82 an. Starke Zuwächse gab es auch in den Landkreisen Kaiserslautern (von zwei auf 18) und Germersheim (von zwei auf zehn).

Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. (LJV) betrachtet diese Entwicklung mit wachsender Besorgnis. Der Waschbär ist eine sehr anpassungsfähige Wildart und ihm wird ein sehr negativer Einfluss auf einheimische Tiere bescheinigt. Sie können hohe Verluste bei Brutvögeln, Amphibien und Reptilien verursachen. Beispielsweise macht sich der Waschbär in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern über die vom Aussterben bedrohte europäische Sumpfschildkröte her. Dabei sind nicht nur die Eier der Reptilien gefährdet, sondern auch erwachsene Exemplare.

Als Kulturfolger kommt der Waschbär hervorragend in Siedlungen und Städten zurecht. Er macht Schäden an Gebäuden, indem er beispielsweise über die Dächer eindringt und Dachböden durch Kot und Urin verschmutzt. Weiteres Konfliktpotenzial ergibt sich durch mögliche Übertragungen von Krankheiten und Parasiten auf den Menschen, wie z.B. den Waschbärspulwurm.

Auch die invasive Nilgans trägt aufgrund ihrer starken Ausbreitungstendenz und ihres aggressiven Verhaltens zur Beeinträchtigung heimischer Vogelarten bei. In Rheinland-Pfalz kamen im Jagdjahr 2020/21 2.510 Nilgänse zur Strecke. Das sind 315 Gänse mehr als in 2019/20. Die höchste Jagdstrecke im Land liegt mit 347 Nilgänsen im Landkreis Germersheim, gefolgt von den Landkreisen Mainz-Bingen mit 290 und Mayen-Koblenz mit 261 dieser Tiere.

In Städten können Nilgänse Schwimmbäder „besetzen“, wobei sie die Wiesen und den Beckenbereich mit ihrem Kot verunreinigen. Auf landwirtschaftlichen Flächen hinterlassen sie – wenn sie in hoher Anzahl vorkommen – erhebliche Fraß- und Trampelschäden.

Die Europäische Union (EU) sieht in der Ausbreitung des Waschbären und der Nilgans ein Problem und setzte sie mit mehr als 30 anderen eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten auf die Liste der invasiven, gebietsfremden Arten, deren Verbreitung eingedämmt werden soll. Diese Liste ist in Verbindung mit einer im Januar 2016 in Kraft getretenen Verordnung der EU zu sehen, welche die Mitgliedsstaaten zu verstärkten Bemühungen gegen die Ausbreitung solcher Arten verpflichtet.

Pressemeldung herunterladen