Ihr gehört seine ganze Aufmerksamkeit

„Blind vor Liebe“ scheinen Rehe zwischen Mitte Juli und Mitte August zu sein. Denn in diesem Zeitraum erreicht die Paarungszeit beim Rehwild ihren Höhepunkt. Für Verkehrsteilnehmer gilt jetzt erhöhte Aufmerksamkeit, denn es besteht akute Gefahr durch Wildunfälle. 

Während der sogenannten Blattzeit – der jagdliche Ausdruck für die Paarungszeit des Rehwildes – durchstreifen liebestolle Rehböcke ihr Revier auf der Suche nach paarungswilligen Ricken und unwillkommenen Konkurrenten. Dabei verliert das Rehwild häufig den Blick für die ihm drohenden Gefahren und stürzt mitunter scheinbar kopflos über Wege und Straßen. Dadurch steigt die Gefahr für Wildunfälle. In Rheinland-Pfalz ereigneten sich im Jahr 2018 rund 23.400 Wildunfälle. Im Vergleich zu 2017 sank damit die Zahl von Verkehrsunfällen mit Wildtieren um etwa sechs Prozent. Rund 10.300 Rehe fanden im Jagdjahr 2018/2019 den Tod auf rheinland-pfälzischen Straßen. Keine andere Wildart kommt so oft unter die Räder.

In der Regel sind die Morgen- und Abendstunden besonders gefährlich. Während der Blattzeit muss aber auch zur Tageszeit mit Wildtieren auf der Straße gerechnet werden. Autofahrer können mit dem richtigen Verhalten Wildunfälle selbst vermeiden. Eine den Gegebenheiten angepasste Geschwindigkeit ist die wichtigste Regel. Denn wer mit 100 statt mit 80 Stundenkilometern unterwegs ist, hat bereits einen 25 Meter längeren Bremsweg. Lässt sich eine Kollision trotz aller Vorsicht nicht vermeiden, sollten Fahrzeugführer das Lenkrad gerade halten und nicht versuchen auszuweichen – die Folgen eines solchen Manövers könnten noch verheerender sein. Ist es zum Crash mit einem Wildtier gekommen, muss der Fahrzeugführer die Unfallstelle absichern und umgehend die Polizei und gegebenenfalls den zuständigen Jäger informieren. Keinesfalls darf ein verendetes Tier in das eigene Auto „eingepackt“ werden, denn das wäre Jagdwilderei. Tipps zum richtigen Verhalten nach einem Wildunfall finden Interessierte hier.

Wer nicht gerade ein Fahrzeug lenken muss, hat jetzt gute Chancen, Rehe beim Liebesspiel zu beobachten. Dabei hinterlassen verliebte Rehe auf Wiesen und Feldern sogenannte Hexenringe, die durch das kreisförmige Hinterherlaufen der Rehe entstehen. Der jagdliche Ausdruck „Blattzeit“ leitet sich aus der Tradition ab, mit Hilfe eines Buchenblattes die Fieplaute eines weiblichen Rehes zu imitieren und somit brunftige Böcke anzulocken.

Foto: Kauer/DJV

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