Auf Entdeckungstour

Die Serie „Wildwechsel“ in der Frankfurter Allgemeine Zeitung

Seit Mai 2020 erscheint monatlich die Serie „Wildwechsel“ im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Gemeinsam mit dem Leiter der LJV-Landesjagdschule, Wildmeister Christoph Hildebrandt, begibt sich „Wildwechsel“-Autorin Wiebke Hüster auf eine Expedition, um FAZ-Lesern die jagdliche Naturschutzarbeit näher zu bringen.

Insektensterben, Klimakrise oder Wildschweinplage: Natur- und Umweltthemen sind in den Medien sehr präsent. In einigen Fällen treten Jägerinnen und Jäger als Erklärer auf, ihr Fachwissen ist wohl unumstritten. Und doch ist der breiten Öffentlichkeit oft nicht bewusst, wie umfangreich die Arbeit der Jägerinnen und Jäger ist. Nicht selten wird die Jagd auf das Erlegen von Wildtieren reduziert oder schlicht als „Hobby“ bezeichnet. Wie viel Handwerk, Kultur und Wissenschaft hinter dem Waidwerk stecken, liegt für Jägerinnen und Jäger zwar klar auf der Hand – für einige Menschen jedoch nicht. Das ändert sich nun. In der seit Mai 2020 erscheinenden Serie „Wildwechsel“ nimmt Autorin Wiebke Hüster die Leserinnen und Leser mit auf eine Entdeckungstour in eine von vielen Interessen gezeichnete Natur. Dabei rückt sie Monat für Monat eine andere Wildart in den Mittelpunkt. Für den jagdlichen Blickwinkel steht Wildmeister Christoph Hildebrandt ihr zur Seite. Die Idee zur Serie entwickelten die beiden gemeinsam bei einer früheren Recherche der Journalistin.

Das Interesse der FAZ-Autorin an der Jagd wurde durch die faszinierenden Geschichten eines befreundeten Jägers geweckt. Über das traditionsreiche Handwerk, die lange Kulturgeschichte der Jagd, und die Frage, wie sich Erzählungen und Mythen zur Wirklichkeit verhalten, wollte sie mehr herausfinden. „Ich fragte mich, was Jäger heute tun und warum – wer sie sind“, erklärt die Autorin. Während einer Drückjagd 2018 durfte sie Christoph Hildebrandt begleiten. Den im Umgang mit Journalisten erfahrenen Jagdschulleiter störten ihre vielen Fragen nicht: „Dass man unter Zuhilfenahme einer Erpellocke den Wind prüft, habe ich ihr gezeigt, oder ihr erklärt, warum ich nicht auf das Stück Schwarzwild schießen konnte, als wir dieses während der Drückjagd im Anblick hatten. So kamen sie auf die umfangreichen Aufgaben der Jäger während eines Jagdjahres zu sprechen: Die Idee für die Serie „Wildwechsel“ war geboren.“

Autorin Wiebke Hüster (r.) im Gespräch mit Wildmeister Christoph Hildebrandt.

Es dauerte jedoch rund ein Jahr, bis Wiebke Hüster und Christoph Hildebrandt wieder aufeinander trafen. Die Journalistin arbeitete gerade an einem Essay über den Wolf. Hildebrandt vermittelte sie an Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel, der zu diesem Thema Vorträge hielt. Beide erinnerten sich an die im Jahr zuvor formulierte Idee und nahmen die Fährte wieder auf. Für Hildebrandt war es wichtig, solch eine Serie gut vorzubereiten. Als sich beide im November 2019 erneut auf einer Jagd trafen, spannen sie den roten Faden für den „Wildwechsel“. „In der Serie sollte es nicht allein um den Naturschutz gehen, sondern mehr um die Felder und Wälder als Systeme, in denen viele unterschiedliche Agenten mit je eigenen Interessen aufeinandertreffen“, sagt Hüster. „Ich stellte mir die Frage, wie viel Natur in einem dicht besiedelten und von wirtschaftlichen Interessen geprägten Land bewahrt und geschützt werden kann.“

Zum Auftakt von „Wildwechsel“ skizziert Autorin Hüster, wie Wildtiere auf ihre vom Menschen veränderten Lebensräume reagieren: Ein Kiebitz, der an seinen Geburtsort zurückkehrt, doch statt einer satten Wiese nur noch einen trostlosen Parkplatz vorfindet. Oder ein Reh, das einen Wildunfall verursacht, weil es vor einem nichtangeleinten Hund auf die Straße flüchtet. In der Überschrift ihre Botschaft: Artenschutz geht uns alle an.

Seit Beginn der Serie im Mai 2020 thematisierten Wiebke Hüster und Christoph Hildebrandt die notwendige Zusammenarbeit bei der Kitzrettung zwischen Landwirt, Jäger und Bevölkerung, die schwierige Wiederansiedlung des Luchses und die unermüdlichen Hegebemühungen für den Fasan. Kritische Töne schlug die Serie beim Umgang mit Rot- und Rehwild an, die aufgrund ihrer Nahrungsgewohnheiten ins Fadenkreuz des notwendigen Aufbaus klimastabiler Wälder geraten sind. Mystisch ging es in den Artikeln zu Muffel- und Schwarzwild zu. Der Zugang zu den Themen vollzieht sich – ganz nach Art des Feuilletons – oft über Kulturgeschichte oder Literatur.

Bei der Auswahl der Themen lassen sich Hüster und Hildebrandt von ihrer inneren Einstellung leiten, Prozesse zu erklären, nie zu belehren. Beide – Hüster als Journalistin und Hildebrandt als Leiter der Landesjagdschule – laden ein, sich mit dem zu beschäftigen, was draußen, in einer als Natur bezeichneten Kulturlandschaft, passiert. Mit seiner Expertise ermöglicht es Wildmeister Hildebrandt der FAZ-Autorin, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein, damit sie genau die Erfahrung selbst machen kann, die sie ihren Lesern vermitteln möchte. „Ich war anfangs sehr überrascht, wie unbefangen und praktisch Frau Hüster beispielsweise mit erlegtem Wild umgeht. Sie ist neugierig, will stets mit anpacken“, sagt Hildebrandt über ihre Zusammenarbeit. Für sich selbst sieht der Wildmeister einen großen Vorteil in der Zusammenarbeit, da er sich aus einem anderen Blickwinkel mit Themen beschäftigt und dabei sein Wissen einem „Update“ unterzieht. „Diese Erkenntnisse kann ich in der Aus- und Fortbildung unserer LJV-Mitglieder einsetzen“, betont er.

Noch ist das Jagdjahr voll im Gange, es erwarten die Leser noch einige spannende Geschichten. Wenn es nach Wiebke Hüster ginge, würde sie gerne „Wildwechsel“ auch über das geplante Jahr hinaus fortführen. „Es ist nicht nur ein literarisch und naturwissenschaftlich faszinierendes Thema. In unserer Serie sind wir so etwas wie die Anwälte der Wildtiere. Es kann uns nicht egal sein, ob die nächste Generation bei ihren Spaziergängen noch Fasanen oder Hasen zu Gesicht bekommen.“

Günther D. KLEIN, Pressereferent

In der Serie “Wildwechsel” sind bereits erschienen:
Artenschutz geht alle an
Foto: Christian Geisbüsch
Wege der Kitzrettung
Foto: LJV RLP
Der Luchs, das Sorgenkind der Naturschutzfamilie
Foto: LJV RLP
Hoffentlich bekommt der Fasan davon keinen Wind
Foto: LJV RLP
Das Reh ist nicht die Frau des Hirsches
Foto: Erhard Ehli
Freiheit für den König
Foto: Hubertus Becker
Ein rares und fabelhaftes Tier
Foto: Martin Ludwig
Der kleine Sauhaufen
Ente bleibt draußen
Foto: Lietz/LJV RLP
Der schönste und gerissenste Wilde
Foto Erwin Heinen
Warum die Gams verschwindet
Foto: Sutor/DJV
O weh, Rocky Raccoon!
Foto: Rolfes/DJV
Ab durch die Hecke?
Foto: Geisbüsch/ LJV
In Richtung Mümmelhimmel
Foto: Henß/LJV RLP
Die Bedeutung der Waldschnepfe
Foto: Norbert Walheim
Als Großbürger schätzt er ländliche Einsamkeit
Foto: Canva
Wildgänsen auf der Spur
Quelle: Willibald Forster
Der Wolf ist eine Gefahr - auch für den Menschen?
Foto: Rolfes/DJV
Das Auerhuhn und seine Eigenarten
Quelle: DJV
Damwild – Wer die Jagd liebt, liebt den Herbst
Foto: Bäumler/LJV RLP
Der Bär liebt keine Überraschungen
Foto: Canva